Große Unternehmen wie Facebook oder Google haben ein Netz aus Buttons, Code-Snippets, Cookies und wer weiß was noch entwickelt, um den gemeinen Surfer zur verfolgen, zu packen und nicht wieder loszulassen. Eigentlich wäre es hier nur recht und billig, wenn die eingesetzten Methoden der jeweiligen Anbieter transparent gemacht würden. Sprich, die Entscheidung darüber, ob sich jemand tracken lassen möchte, sollte wieder dem Surfenden überlassen werden. Denn dieser hat - je nach Intelligenz der besuchten Site - auch ganz praktische Vorteile durch diese Technologie, zum Beispiel bei einem erneuten Besuch einer WebSite.
(Bei der Anmeldung zu Google+ wird einem klar vor Augen geführt, was die Idee hinter dem Tracking im Internet ist:)
Dafür ist allerdings zunächst ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was die grundlegenden Prinzipien dieser Technologie sind. Das verständlich zu vermitteln, ist nicht wirklich schwierig. Aber die Betreiber und Datengiganten "verstecken" die relevanten diesbezüglichen Informationen meist in den Untiefen Ihrer Contentberge und den allgemeinen Geschäftsbedingungen. Kein Mensch liest sich das juristische Zeugs tatsächlich durch.
Meist sind es die Cookies, die hier eine wichtige Rolle spielen. Diese haben in erster Linie den Sinn, als ‚Session-Cookies’ bestimmte Funktionen auf einer Website zu ermöglichen, in dem Sie eine Relation, eine identifizierbare Verbindung zwischen Anbieter und Nutzer herstellen. Für viele Anwendungen sind sie unerläßlich und in der Regel werden sie nach Beendigung einer Session wieder gelöscht. Aber eben nur in der Regel. Denn Werber lieben Cookies, vor allem die, die besonders lange existieren.
Ein Cookie kann, auf dem Rechner des Surfers gespeichert, dessen Aktivitäten auf der besuchte Site mitschneiden und diese dann an die Heimatstation zurückfunken. Schauen Sie ruhig mal in die ellenlange Cookie-Liste Ihres Browsers, einer von nugg.ad & Co. ist bestimmt auch dabei. In den sogenannten Partnerprogrammen der Affiliate-Netzwerke, wo Werbeplatzanbieter auf Werber treffen, ist das ein entscheidendes Mittel, um den Erfolg von Werbeeinblendungen abzurechnen. Einerseits kann man so nämlich nachvollziehen, welchen Weg ein Nutzer hin zu einer Kaufabwicklung genommen hat. Eine Preisvergleichsseite hat z.B. einen Nutzer zu einem Angebot gelotst. Dieser hat das Produkt aber nicht direkt in derselben Session, sondern z.B. erst 2 Wochen später Online am gleichen Ort erstanden. Wenn in diesem Fall die sogenannte Lifetime des Cookies entsprechend lang ist, dann kann der Preisvergleicher die Herkunft des Käufers belegen und die Provision am Verkauf geltend machen. It’s all about business.
Andererseits können die Surf-Daten aus den Cookies sehr gut dazu verwendet werden, um das "Verhalten" zu analysieren und Profile zu optimieren, die das gezielte "Bewerben" der Surfer noch effektiver machen (sollen). Zu blöd nur, wenn der Nutzer seine Cookies löscht. Da hilft dann ein Blick in die History der zuletzt besuchten Seiten weiter. Achten Sie einfach in Zukunft einmal darauf, welche Angebote sie in der Folge eines gerade durchgeführten Online-Kaufs plötzlich auf einigen WebSites um die Ohren geschlagen bekommen. Nicht selten passt das gut zum letzten Einkauf. (Tipp: Löschen Sie Ihren Verlauf über die Optionen ihres Browsers regelmässig, denn ja länger der zurückverfolgt werden kann - umso genauer das Profil, dass sich aus den besuchten Sites ableiten lässt)
Das alles aber wird schon morgen kalter Kaffee sein: Denn auch hier haben wir schon eine Strategie vor Augen: Die Werber träumen gerne mal von Lifelong-Cookies, wie es sich auch in der jüngsten Vision der Facebook-Technokraten spiegelt, das Leben von der Wiege bis zur Bahre zu protokollieren. (siehe dazu Artikel auf heise.de).
Da kann man sich nur wundern, wie seltsam unkritisch die Medien auf diese Dinge reagieren. Aunahmen bestätigen dabei nur die Regel: (Artikel heise.de). Aufklärungsbedarf zu den Möglichkeiten und Hintergründen der Kekstechnologie und ihrer Artgenossen scheint es auch unter Journalisten zu geben.
(dr/ju)